Urs Tillmanns, 27. Oktober 2024, 20:48 Uhr

Michel Auer ist im Alter von 91 Jahren verstorben

Michel Auer dürfte als bedeutendster Fotohistoriker der Gegenwart in die Geschichte eingehen. Nun nimmt er sein immenses Wissen auf seine letzte Reise mit. Er hat zusammen mit Michèle Ory die Fondation Auer-Ory in Hermance bei Genf gegründet und betrieben.

Wer sich mit Fotogeschichte befasst oder Kameras sammelt, dem wird auch der Name Michel Auer geläufig sein. Er war der wohl grösste Fotohistoriker unserer Zeit, der sich während mehr als sechs Jahrzehnten ausschliesslich mit Photographica aller Art und der Geschichte der Fotografie befasst hat. In dieser Zeit hat er – zusammen mit seiner Frau Michèle Auer-Ory – in der Fondation Auer-Ory eine der gepflegtesten Kamerasammlungen mit rund 500 Objekten, eine Fachbibliothek mit mehr als 20’000 Titeln, darunter viele unveröffentlichte Werke und über 50’000 Originalabzügen aufgebaut. Damit gehört die Stiftung Auer Ory in Hermance bei Genf zu den weltweit bedeutendsten fotohistorischen Kollektionen.

Michel Auer kam am 30. Mai 1933 in Zürich zur Welt, besuchte die Schulen in Genf, danach von 1946 bis 1951 im Landerziehungsheim Schloss Glarisegg bei Steckborn. Von 1951 bis 1954 absolvierte er eine Fotografenlehre in Zürich und gründete 1955 ein Atelier für Werbefotografie in Genf. 1958 absolvierte er die Meisterprüfung. 1960 gründete Michel Auer das Fotolabor «Big» in Genf, welches er bis 1975 leitete. Ab 1961 zog er sich von der Werbefotografie zurück, um sich dem Sammeln von Fotografien und Fotoapparaten zu widmen.

Nach 1965 erschienen regelmässig Artikel von Michel Auer in diversen Zeitschriften, vor allem in der Zeitschrift «camera» im Verlag C.J. Bucher, gefolgt von zahlreichen Buch- und Ausstellungspublikationen über historische Fotografie und Fotoapparate in den 1970er Jahren. In beratender Funktion war Michel Auer ab den 1970er Jahren bis heute für verschiedenste Institutionen sowie für Radio-, Film- und Fernsehproduktionen in Frankreich, Deutschland und der Schweiz tätig.

Was am Flohmarkt in Paris mit gleichen Interessen und der Freundschaft von Michel Auer und Michèle Ory begann, gipfelte 1980 mit ihrem gemeinsamen Lebensweg. Seit 1983 arbeiten Michel und Michèle Auer-Ory gemeinsam an der «Encyclopédie internationale des photographes de 1839 à nos jours», die 1985 und 1992 in gedruckter Form erschien und zudem als Online-Datenbank zugänglich ist. Bis heute wird diese fortlaufend erweitert und aktualisiert. Zudem hat das Autorenpaar zahlreiche Buchpublikationen verfasst.

1984 war Michel Auer Mitbegründer des Centre de la photographie in Genf und bis 1994 dessen erster Präsident. In den folgenden Jahren nahm er an zahlreichen Konferenzen zur historischen Fotografie teil und verwirklichte, oft in Zusammenarbeit mit Michèle Auer-Ory, eine Vielzahl an Ausstellungen im In- und Ausland sowie zahlreiche Kataloge und Buchpublikationen. 2009 gründeten Michel und Michèle Auer-Ory die «Fondation Auer Ory pour la Photographie» in Hermance bei Genf.

Mit dem Hinschied von Michel Auer verliert die fotogeschichtliche Forschung einen der fundiertesten Kenner und wissenschaftlichen Berater. Er hat ein bedeutendes Lebenswerk geschaffen, das ihn ebenso unvergessen macht, wie seine empathische und grosszügige Persönlichkeit. Ein grosser Name wird der Fotowelt fehlen …

Fotointern entbietet seiner Familie, insbesondere Michèle Auer sowie Martine, Laurence und Georges Auer, sein herzlichstes Beileid.

Urs Tillmanns

Hinweis: Die Gedenkfeier findet am 28. Oktober 2024 um 11 Uhr in der Chapelle de la Cluse (Murith), 89 boulevard de la Cluse, CH-1205 Genève statt.

Link zur Fondation Auer Ory 

Biografische Angaben von © Foto-ch.ch

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