Amerika steht derzeit im Fokus – auch bei uns. Wir stellen den Bildband von Marvin E. Newman vor, der Amerika von 1949 bis 1983 zeigt. Die USA in grossartigen Zeitdokumenten, durch den Sucher eines der grössten Reportagefotografen gesehen.
Amerika ist im Wandel – vielleicht nächste Woche mehr denn je. Und just zu dem Zeitpunkt, trifft der Bildband über Marvin E. Newman bei mir ein, um mir ein Amerika zu zeigen, wie es in der Zeitspanne von 1949 bis 1983 gewesen ist. In den dreieinhalb Jahrzehnten haben die USA einen enormen Wandel durchgemacht, wirtschaftlich, sozial und auch menschlich. Die Bilder von Newman sind die Zeitdokumente dazu. Zeitdokumente, die uns beeindrucken, die uns oft mit Fragen stehen lassen oder die skurrile Augenblicke zeigen – Momente, die zum Nachdemen oder zum Schmunzeln anregen.
«Egal was ich fotografiere – ich tue es immer für mich» soll immer die Devise von Newman gewesen sein. Ein Leitgedanke, den man sich merken sollte, um aus jeder Situation das Beste zu machen und um bewusst und überlegt zu fotografieren. Das sieht man den Bildern von Newman auch an. Sie sind ehrlich, unbeschönigt und realistisch. Sie klagen an, die vermitteln uns Stimmungen, sie dokumentieren nicht nur, sondern sie drücken etwas aus …
Mit den rund 150 Bildern nimmt uns Newman mit auf eine Reise durch die USA, von Chicago nach New York City, dann zum San Gennaro Festival in Little Italy, nach Coney Island und zurück an den Broadway, dann nach Las Vegas und in den Circus, weit in den Norden von Alaska und zurück ins Heartland, dann an die Wall Street, zeigt uns Sportbilder, die während 20 Jahren entstanden sind, weiter geht es nach Kalifornien, danach ins Nachtleben der Mustang Ranch in Reno, und zum Schluss ins Highlife der 42nd Street in New York City. Er deckt damit die Vereinigten Staaten nicht nur geografisch ab, sondern er zeigt uns auf seinen beeindruckenden Fotos vor allem Menschen bei ihrer Arbeit, beim Vergnügen und in ihrer Alltagsumgebung.
Menschen stehen im Mittelpunkt. Man würde Newman heute einen Street Photographer nennen, einen Ausdruck, den es damals noch nicht gab. Und es kümmerte auch niemanden fotografiert zu werden und sich vielleicht sogar in einer Publikation zu sehen – im Gegenteil, man war stolz darauf. Das macht die Bilder von Newman einzigartig, weil sie in einer Zeit entstanden sind, als man noch offener und freidenkender war als heute. Auch Marvin E. Newman könnte diese Bilder heute nicht mehr so machen wie damals – und das macht seine Bilder einzigartig.
Einzigartig. Newmans Bilder sind es. Viele sind zu Ikonen geworden, weil sie etwas ganz Besonderes ausdrücken und einen unwiederbringlichen Moment vermitteln. Weil sie Augenblicke zeigen, die Sekundenbruchteile später Vergangenheit sind und kaum mehr lohnen fotografiert zu werden.
Für wen ist dieses Buch? Für Leute, die Menschen in Zeitdokumenten sehen wollen, die die USA von der Nachkriegszeit bis zur Hochkonjunktur in Bildern erleben wollen, und dies in der Qualität eines der grössten Reportagefotografen der Geschichte. Bilder übrigens, die es ins Museum of Modern Art geschafft haben, ins International Center of Photography und in die publikumsstärksten Ausstellungen auf allen Kontinenten. Diese Bilder bei sich zuhause zu haben, ist eine Bereicherung der persönlichen Bibliothek.
Urs Tillmanns
Buchbeschreibung des Verlages
Als einer der ersten Absolventen des Chicagoer Institute of Design erwarb der gebürtige New Yorker Marvin E. Newman 1952 einen Master of Science in Fotografie. Zurück in seiner Heimatstadt, begann er wie viele Fotografinnen und Fotografen vor ihm, das Leben in der Weltstadt zu dokumentieren. Im Unterschied zu seinen Vorgängern wählte Newman die Farbfotografie als bevorzugtes Medium, um die Menschen und die überbordende Energie New Yorks und dessen Aufstieg in den 1950er Jahren zur selbsternannten «Greatest City in the World» festzuhalten.
Obwohl Newman sich bei Institutionen wie dem Eastman House, dem MoMA und dem International Photography Center eines exzellenten Rufs erfreut, blieb sein Werk jenseits des Kreises namhafter Sammler und Galeristen bis heute weitgehend unbeachtet. Nachdem Newman bereits in New York: Portrait of a City vorgestellt wurde, präsentiert TASCHEN nun die erste Monografie des Künstlers mit rund 170 Bildern aus den späten 1940er bis frühen 1980er Jahren, die bisher nur als Collector’s Edition erhältlich war. Newman verstarb 2023 im Alter von 95 Jahren.
Vom Times Square bis zur Wall Street zeigen Newmans lebendige, originelle Tableaus neue Perspektiven auf vertraute New Yorker Wahrzeichen, offenbaren aber vor allem ein einzigartiges Gespür für das Leben in der Stadt und das Drama der Metropole mit all ihren Extremen.
Der Band umfasst neben Newmans New-York-Bildern auch Impressionen aus anderen Regionen der USA, unter anderem aus Chicago und Kansas, von einem alten Zirkus aus den Fünfzigerjahren, aus einem Bordell in Reno (Nevada), aus Las Vegas, Alaska und dem Kalifornien der 1960er Jahre, sowie Aufnahmen aus seinem Sportfotografie-Portfolio mit Ikonen wie Cassius Clay und Pele‘.
Newman, der von der renommierten Howard Greenberg Gallery vertreten wird, hatte schon lange eine Monografie verdient. Mit einem Essay des Kritikers und Wissenschaftlers Lyle Rexer bietet diese erste chronologische Retrospektive die gebührende Würdigung eines herausragenden Talents und liefert denkwürdige Bilder für das Auge und die Seele.
Der Inhalt
Trade Secrets by Lyle Rexer
Chicago, 1950
New York City, 1950–1956
San Gennaro Festival, Little Italy, 1952
Coney Island, 1953
Broadway, 1954–1958
Las Vegas, 1954
Circus, 1954
Alaska, 1954
The Heartland, 1956–1958
Wall Street, 1956
Sports, 1955–1974
California, 1966
Mustang Ranch, Reno, Nevada, 1971
42nd Street, 1983
Marvin E. Newman: Life and Work
Der Fotograf
Marvin Elliott Newman wurde am 5. Dezember 1927 in der Bronx geboren und besuchte im Alter von 16 Jahren das Brooklyn College, wo er bei Walter Rosenblum Bildhauerei und Fotografie studierte. 1948 trat Newman kurzzeitig der Photo League bei, wo er Unterricht bei John Ebstel nahm. 1949 zog er nach Chicago, um am Institute of Design bei Harry Callahan und Aaron Siskind zu studieren. Nachdem er 1952 einen MS-Abschluss in Fotografie erworben hatte, zog er zurück nach New York City. Newman begann bei der Sports Illustrated zu arbeiten, kurz nachdem diese 1954 ihr Debüt machte. Er arbeitete auch mit Time/Life Books und Werbeagenturen zusammen und schrieb für verschiedene andere Publikationen, darunter Life, Look, Newsweek, Smithsonian und Newsweek. Newman war Autor oder Co-Autor von acht Büchern zum Thema Fotografie. Er war nationaler Präsident der American Society of Magazine Photographers. Er starb am 13. September 2023 im Alter von 95 Jahren.
Der Autor
Lyle Rexer ist ein in New York ansässiger Schriftsteller, Kurator und Kunstkritiker. Er schreibt für die Zeitschrift Photograph und viele andere, wie Art in America, Aperture und Modern Painters. Zu seinen Büchern zählen The Edge of Vision: The Rise of Abstraction in Photography und How to Look at Outsider Art. Der Rhodes-Stipendiat ist Mitglied der Fakultät der School of Visual Arts in New York City.
Der Herausgeber
Reuel Golden, ehemaliger Chefredakteur des British Journal of Photography, ist Editor für Fotografie beim Taschen Verlag. Dort hat er unter anderem die Titel Mick Rock: The Rise of David Bowie, die Bände zu London und New York aus der Reihe Porträt einer Stadt, The Rolling Stones, Her Majesty, die Bildbände zu National Geographic, den David Bailey SUMO sowie Andy Warhol, Polaroids, herausgegeben.
Bibliografie
Marvin E. Newman – Photographs 1949-1983
240 Seiten, 156 Illustrationen, Fadenheftung, Hardcover, Format 25 x 36 cm, Gewicht 2.66 kg
Sprache: Englisch
Taschen Verlag, Köln
Preis: CHF 60.00 / EUR 60,00
ISBN 978-3-8365-9912-2
Das Buch kann im Buchhandel erworben oder direkt beim Verlag bestellt werden.
Hinweis: Das Buch ist auch als Collectors Edition XXL im Format 30,5 x 44 cm, 236 Seiten in einem Schuber mit einem signierten Originalprint zum Preis von EUR 600 erhältlich.