Im Kunstmuseum Solothurn ist noch bis 4. Mai 2025 die Ausstellung «Jurabilder / Imaginaires du Jura» zu sehen, welche die Landschaft von Vallorbe bis Delémont mit rund 200 Positionen von mehr als 80 Kunstschaffenden mit Gemälden und Fotografien aller Arten darstellt.
Der Jura fasziniert als eine der schönsten Landschaften der Schweiz seit Jahrhunderten Künstlerinnen und Künstler, um dessen Schönheiten in Zeichnungen, Gemälden und mit Fotografien zu verewigen. Es ist eine vielfältige Landschaft, die auch heute noch als Geheimtipp für Touristen gilt, um die Weiten von den lieblichen Freibergen bis zu den spektakulären Doubsfällen zu entdecken. Eine Vielfalt, die nun an dieser Ausstellung mit rund einem Drittel meist historischer Fotografien und zwei Dritteln von Gemälden und Grafiken aller Stile zum Ausdruck kommt. Der aussergewöhnliche Bestand, der im Kunstmuseum Solothurn mit Hilfe mehrerer Institutioneller und privater Leihgeber zusammengekommen ist deckt das Thema Jura in einer noch nie gesehenen Vielfalt ab.
Im Raum 1: Einblicke und Ausblicke, links mit einer Juralandschaft von Hans Finsler aus den 1940er Jahren [1], rechts mit «Vallée du Joux 4» von Balthasar Burkhard, aufgenommen 2004 [2]
Charakteristisch für die Ausstellung «Jurabilder» ist der Mix von Malerei und Fotografie, was den Besuchenden ein abwechslungsreiches und informatives Kulturspektrum bietet. Zwei besondere fotografische Highlights sind die «Juralandschaft» von Hans Finsler und die Panoramaaufnahme des Vallée de Joux von Balthasar Burkhard. Die beiden Fotografien, sowie die verschiedenen Gemälde in diesem Raum stehen sinnbildlich für die Vielfalt der Juralandschaften.
Ein Mix von Fotografie und Videoinstallationen von Anne und Jean Rochat: Les Magico du Jura [9] mit dem Pierre Perthuis, der schon zur Römerzeit ein wichtiger Durchgang zur Nordschweiz war.
Videoinstallation und Stehbilder im Dialog zum gleichen Thema: Anne Rochat entwickelte ihre Arbeiten immer aus der persönlichen Erfahrung und vor dem Hintergrund spezifischer Orte und Situationen. Der Performancezyklus von Doris und Alain Magico «le bon boulot» ergründen das unmittelbare Erleben – in seinen physischen, psychischen und auch in seinen gesellschaftlichen Dimensionen.
Jeanne Chevalier hat in den 1970er und anfangs der 1980er Jahren das Leben der jurassischen Bevölkerung dokumentiert. Links: «Hors du temps, Les Envers», Mitte: «Les trois soeurs Gigon, Vautenaivre», rechts: «Hubert Girardin, La Baumatte» [03]
Jeanne Chevalier aus Moutier zeigt in ihrer Serie «Vivances. Images des Franches-Montagnes» Impressionen des Landlebens in den Freibergen, die in den 1970er und anfangs der 1980er Jahre entstanden sind. Die eindrücklichen Porträts bringen zum Ausdruck, wie sich die harten Wintermonate und kargen Landwirtschaftserträge als steter Existenzkampf jahreszeitlich abwechseln.
In einer Diaschau zeigen 72 Fotografien von Eugène Cattin das Leben im Jura vor mehr als 100 Jahren. [08]
Die Bilderserie «Les gens des Bois et au-delà» des Fotografen Eugène Cattin präsentiert 72 Einblicke in das jurassische Leben von 1892 bis 1932. Von Beruf Briefträger in einem 1000-Seelen-Dorf in den Freibergen fotografiert er vor seinem Haus, was er für wichtig erachtet und wer sich im Bild festgehalten haben will.
Die Industrialisierung im Jura beginnt mit den Heimateliers von Bauern, die in den kargen Wintermonaten Uhrwerke produzierten und reicht bis zur Eisenindustrie der von Roll-Werke
Als Pendant zum Gemälde «Atelier de boîtiers» von Edouard Kaiser (1855 – 1931), welches ein ideales, vermutlich idealisiertes Arbeiterbild zeigt, werden mehrere Industrieaufnahmen um 1920 von unbekannten Fotografen präsentiert, auf denen sowohl die Arbeit in Uhrenateliers als auch in der Eisengiesserei Von Roll zu sehen sind. [07]
Christian Schwager dokumentiert seit 2005 die Sondermülldeponie von Bonfol, während das Bild rechts eine Notfallübung zur Eröffnung der A16 von Nicola Faure zeigt. [01]
Gigantisch und facettenreich wirkt die fotografische Langzeitrecherche des Fotokünstlers Christian Schwager, der seit 2005 die Veränderungen auf der Sondermülldeponie Bonfol dokumentiert. Ebenso eindrücklich mutet die Komposition des Genfer Fotografen Nicolas Faure einer Notfallübung vor dem Mont-Russelin-Tunnel auf der A16 an, die er im September 1998 realisiert hat. Dazwischen die kinetische Skulptur «Eos V» von Jean Tinguely, ein Ausdruck der industriellen Zeitgeschichte und Zivilisationskritik zugleich.
Ein Saal ist der Rolle des Juras während den Kriegsjahren gewidmet. Als Grenzgebiet zu Frankreich und Deutschland steht der Schweizer Jura mehrmals am Rand militärischer Konflikte, was Fotos von Befestigungsanlagen und eindrückliche Stimmungsbilder belegen
Viele der Bilder sind unbekannter Herkunft, andere stammen von Paul Senn oder von Theo Frey. Links: Paul Bonzon, «Maultier beim Landen am Ufer der Birs». Gebirgsbrigade 3. Nieder-Riederwald, Birs, Carbonprints nach digitalisierter Glasplatte, 1914-1918; Mitte: anonym, Flugbild von Befestigungen, Carbonprints nach digitalisierter Glasplatte, 1914-1918; rechts: Paul Bonzon, «Stacheldrahthindernis», Carbonprints nach digitalisierter Glasplatte, 1914-1918, [06]
In der Sammlung von Lithografien im Cabinett des Kunstmuseums ist das Blatt «Einsiedelei St- Verena bei Solothurn» zu sehen, welches 1844 nach einer Daguerreotypie von Franziska Möllinger realisiert wurde. [05]
Auf den Spuren des Philosophen und Naturforschers Jean-Jacques Rousseau reisen auch Kunstschaffende von Basel durchs Birstal nach Biel und verhelfen den Bildwelten der Voyage pittoresque zu internationaler Berühmtheit. In dieser Umgebung ist in der Ausstellung auch die Lithografie «Einsiedelei St.Verena bei Solothurn» von Franziska Möllinger zu sehen, welche ihre Daguerreotypien als Vorlagen für bis heute erhaltene Lithografien genutzt hat. Franziska Möllinger gilt als erste Fotografin der Schweiz.
Neben der Daguerreotypie «Roches calcaires entre Moutier et Roches» von Joseph-Philibert Girault de Prangey um 1845 (oben), sind in einer Vitrine seltene Kalotypien von Auguste und Sohn Edouard Quiquerez zu sehen. [04]
Auf mehreren Daguerreotypien bildet Joseph-Philibert Girault de Prangey die spektakulären Kalkfelsformationen zwischen Delémont und Moutier ab. Tief mit der Region verwurzelt sind hingegen Vater Auguste und Sohn Edouard Quiquerez. Edouard, der seinen Vater als Fotograf unterstützt und in Form von mehr als 120 Kalotypien Denkmäler, Ortsbilder, Ruinen und Schlösser sowie Landschaften festhielt.
Unter den mehr als 80 ausgestellten Künstlerinnen und Künstler sind unter anderem folgende bekannte Namen zu entdecken: Caroline Bachmann, Balthasar Burkhard, Marie Jose Burki, Olga Cafiero, Elizabeth Campbell, Edouard Castres, Eugene Cattin, Jeanne Chevalier, Le Corbusier, Gustave Courbet, Thomas Flechtner, Joseph-Philibert Girault de Prangey, Ferdinand Hodler, Monique Jacot, Charles L’Eplattenier, Lermite, Franziska Möllinger, Simone Oppliger, Meret Oppenheim, Auguste Pointelin, Edouard Quiquerez, Augustin Rebetez, Anne und Jean Rochat, Caspar Wolf und vielen mehr.
Die Ausstellung wurde neben den Beständen des Kunstmuseum Solothurn zum Thema mit Leihgaben zahlreicher Institutionen, wichtigen Privatsammlungen sowie öffentlichen und privaten Archiven aus der Schweiz und dem französischen Jura ergänzt. Kuratiert wurde sie von Katrin Steffen, Direktorin Kunstmuseum Solothurn, Marianne Burki, Kunsthistorikerin und Kuratorin sowie von Markus Schürpf, Kunst- und Fotografiehistoriker des Büros für Fotografiegeschichte Bern sowie vom Solothurner Fotografen Daniel Schwartz.
Situationsfotos: © Urs Tillmanns / Fotointern
Die Ausstellung ist noch bis 4. Mai 2025 zu sehen im
Kunstmuseum Solothurn
Werkhofstrasse 30
CH-4500 Solothurn
Tel. 032 626 93 80
Weitere Informationen unter www.kunstmuseum-so.ch
Archive und Leihgeber:
[01] Fotostiftung Schweiz, Winterthur
[02] Collection Vida Burkhard
[03] Jeanne Chevalier
[04] Musée Gruérin, Bulle
[05] Zentralbibliothek Solothurn
[06] Schweizer Bundesarchiv, Bern
[07] Neues Museum Biel
[08] Archives cantonales jurassiens
[09] Anne und Jean Rochat
Archive und Leihgeber:
[01] Fotostiftung Schweiz, Winterthur
[02] Collection Vida Burkhard
[03] Jeanne Chevalier
[04] Musée Gruérin, Bulle
[05] Zentralbibliothek Solothurn
[06] Schweizer Bundesarchiv, Bern
[07] Neues Museum Biel
[08] Archives cantonales jurassiens
[09] Anne und Jean Rochat