Urs Tillmanns, 22. März 2025, 10:00 Uhr

Buchtipp: René Groebli «Meilensteine – Landmarks»

Der heute 98jährige René Groebli hat seine Retrospektive mit den rund 40 seiner besten Bilder herausgegeben. «Meilensteine» ist eine Sammlung fotografischer Ikonen dieses wichtigsten Schweizer Fotografen, der sich neben seinen Auftragsarbeiten immer auch freien Themen widmete.

René Groebli ist der älteste, noch aktive Fotograf der Schweiz. Mit Jahrgang 1927, dem Besuch der Fachklasse für Fotografie bei Hans Finsler 1945 und rund sechs Jahrzehnten mit einem eigenen Studio für Sach- und Werbefotografie, kann er auf eine einzigartige Berufslaufbahn zurückblicken. Teil seines Erfolgs war seine experimentelle Kreativität mit verschiedensten Verfahren, darunter der Dye Transfer-Prozess und – als einer der ersten in der Schweiz – der Einsatz von farbigem Licht, wodurch er bei seinen Porträts (Roter Mann), aber auch bei seinen Werbeaufnahmen (General Motors und V-Zug) einen eigenen fotografischen Stil entwickelte.

Im Gegensatz zu vielen anderen Berufsfotografen, hat sich René Groebli neben der Arbeit im Dienste seiner Kundschaft immer auch mit freien Themen kreativ beschäftigt. Dies begann bereits zu seiner Jugendzeit, lange bevor er bei Theo Vonow in die Lehre ging und bei Hans Finsler in die Fotoklasse der Kunstgewerbeschule besuchte. Diese Neigung zur themenfreien Kreativität hat Groebli immer weitergepflegt. So sind über die Jahrzehnte aussergewöhnliche Werke entstanden, die heute zu den Ikonen in Groeblis Portfolio zählen. Sie repräsentieren wahrscheinlich die liebsten Bilder des heute 98-jährigen, die er nun in einem Buch zusammengefasst hat. Dabei hat er nicht nur die Bildauswahl selbst getroffen, sondern das Buch auch weitestgehend selbst gestaltet. Typisch für Groebli sind die Grundfarben der Seiten, die mit Rot, Grün und Violett seinen Lieblingsfarben entsprechen.

«Meilensteine – Landmarks» enthält 42 seiner Ikonen, die von den frühesten Werken bis in die letzten Jahre reichen. Wir finden darin die besten Bilder aus «Magie der Schiene», die 1949 durch die Mitfahrt auf dem Führerstand einer Dampflokomotive entstanden, oder Bilder aus «Das Auge der Liebe», jener fotografischen Liebeserklärung an seine Frau Rita, die 1954 in einem Hotel in Paris entstand und für die damalige Zeit sowohl pionierhaft als auch gewagt war. Dann fallen die körnigen Landschaften auf, die viele aus seinem Buch «Silberkorn – Silvergrain» (1923) (Fotointern berichtete) kennen, oder Groeblis erste Bilder mit farbigem Licht, die wir sowohl in seinen Porträts als auch in Werbeaufnahmen, zum Beispiel der Automontage bei General Motors in Biel (1963), wiederfinden. Der kreative Einsatz von farbigem Licht war in den frühen 1960er Jahren sein stilistisches Novum, das nicht unumstritten die diesbezügliche Vorreiterrolle von René Groebli unterstreicht. Weiter zeigt der Bildband Porträts von Persönlichkeiten wie Robert Frank und Brassaï, mit denen Groebli befreundet war, oder Bekanntheiten, wie Friedlich Dürrenmatt, den Kunstmaler Aja Iskander Schmidlin oder Charlie Chaplin – Fotografien, die sich mit idyllischen Landschaften (Irland 1981) oder dynamischen Bewegungsaufnahmen (Der Fechter. 1960) und gemäldeähnlichen Aktstudien abwechseln. Das Buch zeigt mit dieser Ikonensammlung das breite kreative Spektrum, welches für das Lebenswerk von René Groebli charakteristisch ist.

Für wen ist dieses Buch? Als aussergewöhnliche Retrospektive zum Schaffen und aus der Sicht von René Groebli auf sein Lebenswerk, dürfte es alle jene interessieren, die sich mit dem Œuvre von René Groebli befassen und dieses Buch in ihrer Sammlung wissen möchten. Kommt hinzu, dass es, in einer Kleinauflage von nur 100 Exemplaren gedruckt, einmal zu den bibliophilen Raritäten gehören und dereinst weit über dem heutigen Preis gehandelt werden dürfte.

Urs Tillmanns

 

Der Inhalt

Einleitungstext von Daniele Muscionico

Erste Bewegungsstudie, 1946 / Peru, Altiplano, 1972 / Aus der Serie Magie der Schiene, 1949 / Werbung für Condor-Fahrräder, 1963 / Robert Frank in seinem Pariser Studio, 1949 / Aus der Serie Das Auge der Liebe /

Achille Island, Irland, 1981 / Nach Waldbrand, Südfrankreich, 1987 / Peru, 1972 / Aus der Serie Magie der Schiene, 1949 / Aus der Serie Das Auge der Liebe, 1952 / Clowness, 1955 /

GM Biel, Montage Opel Rekord, 1963 / Friedrich Dürrenmatt vor Varlin-Gemälde, 1970 / Fotograf Brassaï, Paris, 1949 / Kunstmaler Aja lskander Schmidlin, Zürich, 1970 / London, 1949 / Fechter, 1966 / Akt, 2001 / Roter Mann, 1957 /

London, 1949 / Le Corbusier, 1954 / Werbung für Hustenmittel (Roche), 1955 / Irland, 1981 / Irland, 1981 / Tresterclub, Zürich, 1947 / Landdienst, 1946 / Werbung für Ruhrkohle, 1959 / Central Park, N.Y., 1978 / Downtown N.Y., 1978 / Paris, 1948 /

Chaplin (in Zürich), 1953 / Im Dye Transfer Farbmatrizen vertauscht / Aus der Serie Beryl Chen, 1953 / Leuchtturm, Holland, 1977 / inoische Figuren, Illustration Elytis, 1980 / Aus der Serie Das Auge der Liebe, 1952 /

New York, 1978 / Akt, 2001 / Alte Olivenbäume, Kreta, 1980 (Infrarot-Aufnahme) / Cornelia, 1961 / Rita, 1969 (Dye Transfer-Bearbeitung)

 

Der Fotograf

René Groebli (geboren 1927 in Zürich) kam 1945 in die Fachklasse für Fotografie von Hans Finsler an der Kunstgewerbeschule Zürich. Von 1946 bis 1948 absolvierte er als Erster in der Schweiz die Ausbildung zum Dokumentarfilm-Kameramann. Als Reportagefotograf führte er Aufträge für die Schweizer Zeitschrift «Die Woche», später für die Londoner Agentur «Black Star» aus. Mit seinen beiden ersten Buchpublikationen «Magie der Schiene» (1949) und «Auge der Liebe» (1954), besonders aber mit der Teilnahme an Edward Steichen’s Ausstellung «The Family of Man» an der Moma in New York zusammen mit Werner Bischof, Robert Frank und Gotthard Schuh, gehörte René Groebli zu den grossen Schweizer Fotografen. Den Fotojournalismus gab er nach kurzer Zeit auf und gründete in den 1950er Jahren ein eigenes Fotostudio für Werbe- und Industriefotografie. Groebli spezialisierte sich auf die Farbfotografie, experimentierte mit dem Dye Transfer-Verfahren und wurde vom US-amerikanische Magazin «Color Annual» 1957 als «Master of Color» geehrt. Heute ist René Groebli mit seinen knapp 98 Jahren unverändert aktiv und editiert mit seinem umfangreichen Bildarchiv Bücher in Kleinstauflagen. 

 

Bibliografie

René Groebli «Meilensteine – Landmarks»

66 Seiten mit 42 grossformatigen Abbildungen, Flatlay-Bindung, Format 31,5 x 31,5 cm, 2025
Privat-Edition 100 Exemplare
Text: Daniele Muscionico
Sprachen: Deutsch und Englisch
Gestaltung: René Groebli, Fritz Franz Vogel
Preis: CHF 98 / EUR 98, zuzüglich Versandspesen

Bestellung bei René Groebli direkt per E-Mail. 

 

Lesen Sie auch:

• Interview «Im Gespräch mit René Groebli – Happy Birthday», Fotointern 10.10.2021

 

 

 

 

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