Zur Zeit ist ein vierbändiges Werk zum «visuellen Gedächtnis der Schweiz» in Arbeit, welches den Fotoarchiven und öffentlichen Sammlungen unseres Landes gewidmet ist. Der erste Band dokumentiert das Leben in der Nordostschweiz der vergangenen Jahrzehnte mit Bildern zu verschiedensten Themen.
Was da als vierbändiges Werk heranwächst, könnte dereinst zu einem wichtigen Referenzwerk für fotogeschichtlich Interessierte werden, vor allem für diejenigen, die nach einer Übersicht aller fotorelevanten Bibliotheken und öffentlichen Sammlungen suchen.
Der erste Band dieses «visuellen Gedächtnis der Schweiz» ist jetzt erschienen. Dieser betrifft die Nordostschweiz mit den Kanzonen Appenzell Ausserhoden, Appenzell Innerhoden, Schaffhausen, St. Gallen, Thurgau und Zürich und zeigt – als Bildband – eine Fülle historischer Bilder dieser Regionen. Aber das ist nur die halbe Miete. Was das Werk ganz besonders und einzigartig macht, ist die Übersicht sämtlicher Institutionen und Bibliotheken in diesen Kantonen, die mit ihren bedeutenden und weitgehend unbekannten Beständen an historischen Fotografien und Dokumenten hier aufgelistet und beschrieben sind – eine Auflistung, die für all jene von grosser Bedeutung ist, die sich in irgendeiner Weise für «das visuelle Gedächtnis der Schweiz» und seine Quellen interessieren. Sei es aus privater Motivation, oder sei es um selbst in dieser Richtung projektbezogen weiter zu recherchieren.
Das Buch, und die drei weiteren geplanten Bände, welche die übrigen Regionen der Schweiz abdecken werden, erfüllt damit einen doppelten Zweck: Es ist einerseits eine spannende und vielfältige Bildergeschichte, es ist aber anderseits ein wichtiges Medium der Quellenerforschung. Als Bildband ist es in 25 Kapitel beziehungsweise Themen unterteilt, die jeweils mit treffenden Bildbeispielen illustriert sind. Dabei sind die meisten der Bilder bisher unveröffentlicht, was das Buch besonders spannend und wertvoll macht. Das Bildmaterial stammt von den im Anhang beschriebenen Bibliotheken und Institutionen, wodurch sich interessante Querverbindungen ergeben.
Der Bildband ist ebenso eine Zeitgeschichte wie eine Fotogeschichte. Das Bildmaterial deckt von frühesten Fotografien (Isenring Gruppenbild 1839, Seite 105) bis Ende des letzten Jahrhunderts alle Zeitepochen ab und wartet dabei mit vielen Neuentdeckungen auf. Es sind Bilder, welche themenbezogen ihre Geschichten erzählen – Fotogeschichten, eben – und Bilder, welche das Zeitgeschehen spannend und charakteristisch dokumentieren. Einige besondere Rosinen werden die Lesenden in den Kapiteln «Urbane Welten», «Industrie und Arbeitswelt», «Schweizer Traditionen», «Kunst und Fotografie» sowie in «Luftaufnahmen und zivile Luftfahrt» mit Bildern vorfinden, die typisch für unser Land und unser soziales Leben sind. Sämtlichen Kapiteln stehen informative Texte voran, welche in das jeweilige Thema einführen und wichtige Hinweise auf das Zeitgeschehen und themenbezogen auf die Bedeutung der Fotografie eingehen.
Für fotogeschichtlich Forschende sind die Beschreibungen der 33 konsultierten Sammlungen und Institutionen der sechs Kantone von Bedeutung, was uns interessante Informationen über deren Archivgeschichte und -charakteristik, über die vorhandenen Bestände von Fotografen- und Sammlungsnachlässen sowie deren publizierten Bücher vermittelt.
Für wen ist dieses Buch? Es ist in erster Linie ein zeit- und fotogeschichtlich spannender Bildband, in dem eine Fülle von bisher ungesehenen Bildern der Städteentwicklung, aus Industrie, Arbeit und Verkehr, von Landleben und Brauchtum bis hin zu Gesellschaft und Vergnügen entdeckt werden können, dies garniert mit informativen Texten und Bezügen zu den Bildquellen. Dann ist es für fotogeschichtlich Interessierte schon wegen der umfassenden Übersicht über die Bibliotheken und öffentlichen Sammlungen äusserst wertvoll. Man darf jetzt schon auf die drei Folgebände gespannt sein, welche voraussichtlich im Jahresrhythmus die übrigen Regionen der Schweiz abdecken werden.
Urs Tillmanns
Buchbeschreibung des Verlages
Die Reihe «Fotogeschichten» präsentiert in vier Bänden historische Fotografien aus der Schweiz, die das Leben der vergangenen Jahrzehnte in all seinen Facetten dokumentieren. Ob Architektur und Landschaftsentwicklung, Arbeitswelten in Industrie und Landwirtschaft, Dokumente aus Kunst und Wissenschaft, Handwerker oder Hochzeitspaare, Absurdes oder Alltägliches – die Bilder sind ein bedeutsames, aber immer noch auf Entdeckung wartendes kulturelles Erbe, das in dieser Reihe erstmals in einer repräsentativen Auswahl zugänglich gemacht wird. Die Bände dokumentieren nicht nur den Reichtum und die Fülle dieser visuellen Zeugnisse der Vergangenheit, sondern geben auch einen Einblick in die Stellung der Fotografie als einer bedeutenden Kulturtechnik der Moderne.
Den Anfang dieser einmaligen Zusammenstellung macht der Band über die Nordostschweiz mit Materialien aus über 30 Archiven. In ihm kommen die ländlich geprägten Bildwelten der Nordostschweizer Kantone mit den fotografischen Zeugnissen des Industriezeitalters und der städtischen Kultur zusammen. Sie erzählen von Menschen und Orten, Dingen und Gegebenheiten und geben Einblick in das Gedächtnis einer Gesellschaft im Wandel, wie es sich in den Sammlungen öffentlicher Archive, aber auch der Wissenschaft und der reichen Museumslandschaft erhalten hat.
Der Inhalt
Einführung
Fotogeschichten. Das visuelle Gedächtnis der Schweiz
Themen und Bilder
Urbane Welten / Industrie und Arbeitswelt
Politisches Leben / Krieg und Frieden / Öffentliche Sicherheit
Bäuerliche und ländliche Welt / Wald und Holz / Schweizer Traditionen
Familienwelt und privater Bürgersinn / Im Verein / Jugendkulturen
Krankheit und Gesundheit / Konsum / Tourismus
Populäre Vergnügen / Theater(stadt) Zürich / Jazzszene Schweiz
Schweiz Modern! / Ortsbild und Denkmalschutz / Landesausstellung 1939 / Kunst und Fotografie
Luftaufnahmen und zivile Luftfahrt / Bildung in Serie / Forschende Fotografie / Kamera auf Reisen
Epilog: Das Archiv der Bilder
Die Archive
Appenzell Ausserhoden
Staatsarchiv Appenzell Ausserhoden
Appenzell Innerhoden
Bezirksarchiv Oberegg / Museum Appenzell
Schaffhausen
Staatsarchiv Schaffhausen / Stadtsarchiv Schaffhausen
St. Gallen
Fotoarchive der Dornier-Werke Altenrhein AG / Kantonsbibliothek Vanadia St. Gallen / Stadtarchiv der Ortsbürgergemeinde St. Gallen / Stadtarchiv St. Gallen / Stadtarchiv Wil / Toggenburger Museum
Thurgau
Stadtarchiv Frauenfeld
Zürich
Archiv für Medizingeschichte Universität Zürich / Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich / Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich / ETH-Bibliothek / Fotomuseum Winterthur / Fotostiftung Schweiz / ISEK – Populäre Kulturen Universität Zürich / Museum für Gestaltung Zürich / Museum Rietberg Zürich / Pro Juventute / Schweizerisches Nationalmuseum / Schweizerisches Sozialarchiv / Stadtarchiv Zürich / Stiftung Pestalozzianum / Swissjazzorama Uster / Völkerkundemuseum der Universität Zürich / Winterthurer Bibliotheken / Zentralbibliothek Zürich / Zürcher Denkmalpflege / Zürcher Hochschule der Künste
Anhang
Register (Namenregister für den Bildteil / Orts- und Sachregister) / Bildnachweise nach Archiven / Bildnachweise Cover / Autor/innen / Impressum / Danksagungen
Der Autor
Alfred Messerli, geboren 1953, ist Schweizer Professor für Populäre Kulturen. Seinem Studium der Germanistik, Sozialgeschichte und Europäischer Volksliteratur an der Universität Zürich folgten 1988 und 2000 Promotion und Habilitation. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der Erzählforschung, Kinderfolklore und Selbstzeugnissen. Zudem editierte er die historisch-kritische Ausgabe der Schriften Ulrich Bräkers und veröffentlichte diese als Mitherausgeber.
Der Herausgeber
Bernhard Tschofen, geboren 1966 in Bregenz, ist österreichischer Kulturwissenschaftler und Europäischer Ethnologe. Nach seinem Studium der Volkskunde, Kunstgeschichte und der Empirischen Kulturwissenschaft widmete er sich Museums- und Ausstellungstätigkeiten u. a. am Österreichischen Museum für Volkskunde. Seit 2013 ist er Professor für Populäre Kulturen an der Universität Zürich mit Lehr- und Forschungsschwerpunkt auf regionale Ethnografien und kulturwissenschaftlicher Raunforschung, Kulturanalyse des Alltags, Wissenskulturen und Museumswissenschaften. Tschofen agiert zudem als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Wien Museums.
Wissenschaftlicher Mitarbeiterstab: David Aragai / Jonas Arnold / Karin Beck / Nicola Behrens / Andres Betschard / Thomas Bochet / René Bondt / Anne Bosche / Julia Bronnikowa / Hans Büchler / Mareile Flitsch / Rudolf Gamper / Martin Gasser / Myrta Gegenschatz / Regula Geiser / Wolfgang Göldi / Nicole Graf / Salome Guggenheimer / Gitta Hassler / Jochen Hesse / Roland Inauen / Barbara Junod / Urs Kiener / Stefan Kern / Gudrun Kling / Andrea Kuratli / Birgit Langenegger / Stefan Länzlinger / Fabienne Lüthi / Yiva Meyer / Fabian Müller / Thomas Müller / Halina Pichit / Rebakka Ray / Thomas Ryser / Max Schultheiss / Erika Saager / Thomas Seelig / Joachim Sieber / Anja Soldat / Ricabeth Steiger / Kathrin Stein / Werner Warth / Beat Wolfensberger / Eberhard Wolff / Anne-Chantal Zimmermann / Daniela Zurbrügg
Bibliografie
Fotogeschichten – Das visuelle Gedächtnis der Schweiz . Band 1: Nordostschweiz
Appenzell Ausserhoden – Appenzell Innerhoden – Schaffhausen – St. Gallen – Thurgau – Zürich
352 Seiten mit ca 460 Abbildungen, Fadenheftung, Hardcover, Format 23.5 x 23.5 cm,
Sprache: Deutsch
Autoren: Alfred Messerli und Bernhard Tschofen (Hersg)
Verlag Benteli, Salenstein
Preis: CHF 48.00 / EUR 48,00
SBN: 978-3-7165-1832-8
Das Buch kann im Buchhandel erworben oder direkt beim Verlag bestellt werden.