Die cap Fotoschule ist bekannt für ihre fundierte, praxisorientierte und umfassende Fotoausbildung. Sie wurde im Jahr 2000 gegründet und bietet einen professionellen und berufsbegleitenden Einstieg in die gestalterische Fotografie.
2020 hat der Gründer und Leiter Dennis Savini wegen Erreichens seines Pensionsalters sich zurückgezogen und die Schule in neue Hände gegeben (Fotointern berichtete).
cap Fotoschule Behind the Scene: praktisches Lernen im Fotostudio
Ganz im Zeichen der Zeit führt die renommierte Schule nun ein neues Ausbildungsangebot ein, welches das bisherige Ausbildungskonzept ablöst. Der einjährige Lehrgang «cap professional – Visual Storytelling» startet erstmals im August 2025. Fotointern wollte mehr über den neuen Lehrgang wissen und sprach mit Schulleiter Remo Zehnder über das neue Angebot. (Illustriert wird das Interview mit Fotos, die Absolventen der Fotoschule während ihrer Ausbildung realisierten.)
Interview
Fotointern: Wir haben eure Ausschreibung für den neuen Lehrgang gelesen und finden euer neues Ausbildungskonzept spannend. Wie kommt ihr dazu, einen bewährten Lehrgang umzukrempeln und völlig neu zu konzipieren?
Remo Zehnder: Der Markt und das Medium Fotografie haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Einfach zu bedienende Geräte, die eine maximale Aufnahmequalität liefern, sind überall verfügbar. Ohne grosse Fachkenntnisse können Bilder in bisher nicht gekannter Qualität erzeugt und in Umlauf gebracht werden. Auch die künstliche Intelligenz verbreitet sich rasant. Auf diese Veränderungen wollten wir mit einem neuen Angebot reagieren. In Gesprächen innerhalb der Schulleitung, mit Absolventinnen und Absolventen, aber auch mit Fachleuten aus der Branche haben wir schnell gemerkt, dass kosmetische Anpassungen bei den Ausbildungsinhalten nichts bringen, sondern dass wir uns mit grundsätzlichen Fragen auseinandersetzen müssen, wenn wir zukunftsorientiert handeln wollen.
Absolventin: Laura Pascolo
Absolventen: Daniel Rueegge und Diana Strohmaier
Fotointern: Welche Fragestellungen standen bei der Neukonzeption im Mittelpunkt?
Remo Zehnder: Viele unserer Interessenten sind verunsichert und fragen sich, ob eine Ausbildung zur Fotografin oder zum Fotografen heute noch sinnvoll ist und ob der Beruf eine Zukunft hat. Deshalb haben wir uns intensiv mit den Entwicklungen im Berufsfeld beschäftigt und analysiert, welche Kompetenzen künftig gefragt sein werden. Unsere Meinung steht fest: Visuelle, bildnerische und erzählerische Inhalte bleiben von zentraler Bedeutung. Die Fotografie entwickelt sich immer mehr in Richtung visuelle Kommunikation. Der Beruf hat eine «neue» Zukunft, weshalb die Ausbildungsinhalte grundlegend neu definiert werden müssen.
Fotointern: Wohin wird die Reise gehen?
Remo Zehnder: Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen bleibt die Lokalität in der Fotografie glücklicherweise ein zentraler Aspekt. Auch die Authentizität wird zunehmend an Bedeutung gewinnen. Wir sind überzeugt, dass der Trend zu künstlich erzeugten Bildern wieder zurückgehen wird und echte, authentische Bilder gefragt sein werden. Denn letztlich haben Bilder von echten Menschen in lokalen Kontexten einfach eine viel stärkere Strahlkraft als Stockbilder und künstliche Bilder. Das Berufsbild wird sich verändern – es wird Gewinner und viele Verlierer geben. Wer es aber versteht, Ideen, Inhalte und Emotionen erfolgreich zu transportieren und darüber hinaus aussergewöhnliche, authentische Bilder zu schaffen, wird auch in Zukunft gefragt sein.
Fotointern: Wen sprecht ihr mit dem Lehrgang «cap professional – Visual Storytelling» an und was dürfen die Teilnehmenden erwarten?
Remo Zehnder: Die Ausbildung richtet sich an alle, die begeistert und fortgeschritten fotografieren und ihre Leidenschaft auf ein professionelles Niveau bringen möchten. Dabei bleibt es den Absolventinnen und Absolventen überlassen, ob sie berufliche Ambitionen verfolgen oder einfach aus Freude an der Fotografie mit hohem Anspruch an sich selbst fotografieren möchten. Die Teilnehmenden erhalten das nötige Rüstzeug, um ihre visuellen und erzählerischen Fähigkeiten zu professionalisieren.
Sie lernen, überzeugende Bild-Stories zu entwickeln und erhalten Werkzeuge, um die Kraft des Erzählens in der visuellen Kommunikation effektiv einzusetzen. Wir betrachten visuelles Storytelling als Schlüssel zum Erfolg in der professionellen Fotografie.
Fotointern: Bietet der Lehrgang auch berufliche Perspektiven?
Remo Zehnder: Auf jeden Fall. Durch die Ausbildung in den Bereichen Fotografie, Film und Social Media erwerben die Absolventinnen und Absolventen ideale Voraussetzungen, um sich beispielsweise in der Unternehmenskommunikation ihres aktuellen Arbeitgebers ein zusätzliches, spannendes Tätigkeitsfeld zu erschliessen. Etwa, indem sie sich um den visuellen Auftritt kümmern und überdurchschnittlich gute Bilder und Videos für den täglichen Bedarf produzieren können. Darüber hinaus kann die Ausbildung selbstverständlich auch den Weg in die Selbstständigkeit ebnen.
Absolvent: Mathias Naegeli
Absolventin: Dres Hubacher
Fotointern: Wie ist der neue Lehrgang aufgebaut und was wird vermittelt?
Remo Zehnder: Die berufsbegleitende Ausbildung dauert ein Jahr und umfasst insgesamt 45 Studientage. In fünf Grundlagenwochen wird das gesamte Spektrum der professionellen Fotografie vermittelt, wobei der Schwerpunkt auf dem bildnerischen Erzählen sowie dem Erzählen von Geschichten im stehenden und bewegten Bild liegt. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Einführung in das Filmen mit einfachen Mitteln – hier setzen wir auf die Zusammenarbeit mit der renommierten Filmschule Studio1.
Das Ausbildungsangebot der cap -Fotoschule (* Blended Learning bedeutet einen Mix aus Online – und Präsenzunterricht)
Durch den Blockunterricht tauchen unsere Teilnehmenden gemeinsam mit ihren Dozentinnen und Coachs ganz tief in die Thematik ein und lernen in kurzer Zeit enorm viel. In den vier Trainings vertiefen wir das Erlernte und setzen es in die Praxis um, beispielsweise durch die Entwicklung überzeugender Bild-Stories für die Unternehmenskommunikation und deren effektive Nutzung in Social-Media-Kanälen. Der direkte Praxisbezug ist unsere Stärke: Die Studierenden setzen eigene Projekte nach Vorgabe um und werden dabei eng von unseren Coaches begleitet.
Fotointern: Kannst Du einige Highlights herauspicken?
Remo Zehnder: Ausbildungskonzept Da gibt es viele. Für uns gehören sicher auch die vielseitigen Inhalte und die grosse Vielfalt der Lehrbeauftragten dazu: Allesamt Profis in ihren jeweiligen Fachgebieten, die ihr Wissen ohne Geheimnisse teilen. Wir führen unseren Unterricht nicht in nüchternen Kursräumen durch, sondern in verschiedenen Foto- bzw. Filmstudios. So erhält man Einblick in persönliche Arbeitsweisen und Arbeitsumfelder.
Eigentliche Höhepunkte sind die Grundlagenwochen und die Trainings – wir arbeiten projektbezogen. Das projektbezogene Arbeiten fördert unsere Studierenden ganz anders, als es in einer klassischen Kurssituation möglich wäre.
Fotointern: Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz in eurem neuen Studiengang?
Remo Zehnder: KI sollte in jeder zeitgemässen Ausbildung eine Rolle spielen. In zwei Seminaren führen wir die Teilnehmenden in die Welt der generativen KI ein und zeigen, wie sie sinnvoll eingesetzt werden kann und wo ihre Grenzen liegen. Wir betrachten KI als ergänzendes Werkzeug zu Fotografie und Film. Ein Beispiel dafür ist die Nutzung von KI zur Vorbereitung eines Fotoauftrags, um Ideen bereits vor dem Fotografieren zu visualisieren. Auch in der Postproduktion von Foto- und Videoproduktionen sehen wir grosses Potenzial, etwa um bestimmte Bildelemente für Photocomposings zu generieren.
Absolventin:Dawna Mueller
Welche Voraussetzungen müssen die Teilnehmenden mitbringen?
Remo Zehnder: Der Kurs richtet sich an Fortgeschrittene. Wir erwarten einen sicheren Umgang mit der eigenen Kamera, der über die Grundkenntnisse von Blende, Belichtungszeit und Empfindlichkeit hinausgeht. Die Studierenden sollten eine Systemkamera mit ein bis zwei Objektiven, ein Stativ und einen für die Bildbearbeitung geeigneten Laptop mitbringen. Wichtigste Voraussetzungen sind jedoch Neugier und die Bereitschaft, gemeinsam mit Gleichgesinnten Neues zu entdecken und zu lernen.
Wer unterrichten?
In unserer Ausbildung setzen wir auf die Expertise von Spezialisten. Für die Bereiche Film und Social Media arbeiten wir mit externen Fachleuten zusammen. Die renommierte Filmschule Studio1 gestaltet für uns den Filmteil, während die ebenfalls sehr erfolgreiche Social Media Agentur Korflex die Seminare zum Thema Social Media durchführt. Auch im Bereich Fotografie setzen wir auf ein breit aufgestelltes Team von Expertinnen und Experten. Unser Ziel ist es, eine attraktive Schule zu sein, in der die Studierenden von den Besten ihres Fachs lernen. Ein zusätzlicher Vorteil dieses Konzepts ist das umfangreiche Netzwerk, das sich unsere Studierenden während des Studiengangs aufbauen können.
Wie wird der Studiengang abgeschlossen?
Remo Zehnder: Der Lehrgang ist ein Diplomlehrgang, dessen Diplom die Lerninhalte und den Zeitaufwand ausweist. Es handelt sich jedoch nicht um ein CAS mit ETCS-Punkten. Der Lehrgang wird mit der Präsentation eines Portfolios abgeschlossen, das Teil des Leistungsnachweises ist. Das Portfolio wird von den Studierenden individuell zusammengestellt und beinhaltet sowohl Arbeiten aus den Lehrveranstaltungen als auch eigene Projekte. Wir legen grossen Wert auf ein professionell gestaltetes Portfolio, denn ein exzellentes Portfolio ist mehr als nur eine Visitenkarte; es öffnet wichtige Türen für die berufliche Zukunft.
Vielen Dank für das Gespräch!
Weitere Infos
Lehrgang: https://cap-fotoschule.ch/angebote/cap-professional/
Urs Hintermann
Urs Hintermann
Karolina_Scheller
Eveline Salzmann